Haussegen


Der Haussegen hängt schief.
Ein geflügeltes Wort, wenn man eine gewisse Zeit nicht besonders gut miteinander kann unter einem Dach.

Schief ist für mich kein positives Wort. Ein Gesicht mit schiefem Mund drückt Missbilligung, wenn nicht gar Verächtlichkeit aus. Eine  finanzielle Schieflage kann Existenz bedrohend werden. Wenn ein Bild schief hängt, kann ich das fast nicht aushalten. Ich rücke es zurecht. Ich bin mir sicher, mit diesem Tick bin ich nicht alleine. So geht es vielen. Allerdings finde ich „verwackelte“ Bilder in alten urigen, dunklen Lokalen mit hundert unterschiedlichsten Dingen an den Wänden kultisch und originell, und niemals fiele mir ein, dort herumzurücken.

Es kommt also darauf an, wo etwas hängt. Im Gasthaus brauche ich keinen Haussegen, da mag hängen, was will und wie es will.
Ganz anders in meinem Daheim. Das Zuhause ist meine dritte Haut. Hier gelten andere Spielregeln. Zuhause möchte ich einfach sein dürfen, gerade heraus. Sein wie ich bin, angenommen werden, und ich will mit meinem besten Willen meine Lieben ebenfalls annehmen, wie sie sind. Das ist kein Verdrängen von Dissonanzen, Unstimmigkeiten, Unzufriedenheiten (falls solche Gefühle auftauchen, müssen sie ausgeräumt werden, sonst bewegt sich nämlich der Haussegen in eine Schieflage).
Geht es uns gut, tut uns das gut, und das eröffnet eine Spielwiese an Überraschungen. Weil wir dann alle den Kopf und die Hände frei haben für Fantasievolleres, als den Haussegen gerade zu rücken!

Übrigens: Der „Haussegen“ der Headline ist ein Werkstück meines Bruders, der mit Vorliebe, bzw. dem Haussegen zuliebe, in seiner Werkstatt tüftelt. Da entstehen wunderbare Dinge!
Besuch ihn doch einmal auf www.lebensfueller.com
Seine Töchter und ihn freut es bestimmt!