„Der gewünschte Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar“

„Der gewünschte Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar“

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Eine Handvoll Freunde und zwei, drei Handvoll liebe Bekannte und sehr viele flüchtige, aber sehr sympathische Bekannte, so sieht das Netz aus, das ich über die Jahre geknüpft habe. Handy und Internet erleichtern die Pflege von Freundschaften und Bekanntschaften. Ich bediene mich dieser Medien jedenfalls für diesen Zweck.

 

MAN hat eine bis zu dreistellige Zahl an Freunden, meinen heute manche, die fleißig diese Medien nützen…

 

Ich nicht.

Ich grenze mich gerne ab, statt mich mit allen meinen Befindlichkeiten zu outen,

ich ziehe mich gerne zurück, statt zu 150% in social networks präsent zu sein.

Ich benütze sie lediglich wie Papier und Tinte im übertragenen Sinn.

 

Und trotz all der Erleichterungen kommt mir in den Sinn, dass ich zur Pflege von Freundschaften wie eh und je Zeit benötige. Manchmal steht mir mehr, manchmal weniger zur Verfügung. Dann heißt es haushalten mit der Freundschaftspflegezeit.

 

Was aber, wenn nun über einen langen Zeitraum immer nur zu hören ist: „Der gewünschte Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar“?

Soll ich mir Sorgen machen, soll ich hartnäckig bleiben, soll ich es einfach gut sein lassen? Hat man als Teilnehmer an diesen Kommunikationsplattformen nicht auch eine Verpflichtung, sich an gewisse Spielregeln zu halten?

Dieser Gedanke kommt mir dann, wenn ich zum x-ten Mal bei meiner Freundin abblitze. Irgendwann steigt dieser leise Ärger auf: Sie sieht ja auf dem Display, dass ich angerufen habe, wie gesagt zum x-ten Mal. Warum ruft sie nicht zurück?

Wenn sie es so will, – dann muss sie es bleiben lassen. Und ich kümmere mich um die anderen…

 

Doch ich weiß, meiner Freundin geht es alles andere als gut. Also habe ich Gewissensbisse. Nicht, weil ich mich schon früher hätte melden sollen, nein, mehr wegen meines Gedankengangs und dass ich dieses ärgerliche Gefühl aufkommen habe lassen.

Ist das nicht die Freiheit, von der ich selbst gesprochen habe, die sie sich in ihrer persönlichen Situation nimmt? Oder ist es eine Kraftlosigkeit, – die mich natürlich gleich wieder besorgt sein lässt, – und ich rufe erneut an.

 

Vielleicht sollte ich es mit einem klassischen Brief versuchen? Diesen erhält sie mit zeitlichem Abstand. Darauf reagieren kann sie erneut mit zeitlichem Abstand. Und ich wiederum erhalte eventuell eine Antwort mit zeitlichem Abstand.

Die Zeit macht alles milde.

Und wenn meine Freundin immer noch nicht reagiert?

Ich denke erst einmal, es ist ihre Entscheidung. Vielleicht kommt morgen Post von ihr?

 

Und wenn nicht, dann fahre ich sie besuchen. Den Tagesausflug ist es wert. In nächster Zeit mache ich das.

Und diese Zeit ist wahrscheinlich die wertvollste.

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