TÜRME – Advent 2023


Advent in St. anna / Kohlehütte

24 Christbaum

Der Christbaum, ein grüner Turm voller Lebenssaft, weist zum Himmel, über uns hinaus.
Finde, was deine Sehnsucht stillt und dir innere Ruhe schenkt.
Der Blumentopf oder Christbaumständer hält den Baum schön gerade.
Finde, was dir festen Stand im Leben gibt, was dir jeden Tag Freude bereitet und dich beheimatet.

Mit dem Weihnachtsfest haben wir die Zusage, dass dies möglich ist: Die Hirten fanden und die Weisen und das einfache Volk. Und die Freude war riesengroß, da jubilierten sogar die Engel!

Die Freude IST riesengroß und jubilieren dürfen wir heute selber!

Fröhliche Weihnachten!  


Bastei / Sächsische Schweiz

23 „Tauet Himmel …

… den Gerechten, Wolken regnet ihn herab…“ – Dieses Adventlied ist eins der bekanntesten und am weitesten verbreiteten im deutschsprachigen Raum. Schon 250 Jahre lang singt man und hofft man und ist sich der Dunkelheit bewusst, die uns leider nicht nur äußerlich in diesen Dezembertagen umgibt.
„Frieden ist die größte zivilisatorische Leistung“, – konnte ich erst kürzlich lesen. Dabei ist Frieden auch die größte Sehnsucht der Menschen, ganz besonders jener, die unter den Schrecken von Krieg und Unterdrückung leiden. Trotz dieser großen Sehnsucht gab es wahrscheinlich noch keinen Tag in der Geschichte, an dem überall auf dem Erdenrund zugleich Frieden herrschte.
Ja, da möchte man sich nicht bloß Tau und Regenwolken wünschen, nein, wahre Sturzbäche sollten „aufräumen“ mit den Vertretern von falscher Eitelkeit und Machtgelüsten, Herrschsucht und Kriegsgewinnlerei. Aber treffen soll es nur diese! Die anderen begnügen sich bestimmt gerne mit dem Tau, – nur damit man nicht vergisst, worauf es eigentlich ankommt!  


Sagrada Familia

22 Morgenstern

Man könnte meinen, alle wüssten, dass es nur eine Erde gibt. Doch bevor dieses Wissen wirklich in letzter Konsequenz ernst genommen wird, wird lieber für Reservewelten auf dem Mond, Mars oder in Raumstationen geplant.
Die Hoffnung der Gläubigen auf ein Leben nach dem jetzigen, diese Hoffnung betrifft ein Leben außerhalb von Raum und Zeit. Das ins Rennen zu schicken, wäre sehr unfair den nächsten Generationen gegenüber, sie müssen nämlich erst mal hier für einige Zeit ihre Zelte aufschlagen.

Ein neuer Turm, der Marienturm, krönt die Sagrada Familia in Barcelona und der Morgenstern krönt den Marienturm.  Die unfertige Kathedrale ist ein gewaltiges Symbol für den Blick in die Zukunft. Wir bauen an dieser Welt, das ist die Botschaft! Wir freuen uns über jeden neuen Turm, jedes neue Relief und über jede Geschichte, die mit diesem Bauwerk erzählt wird.
Die Sagrada Familia öffnet beispielgebend ein Fenster ins Morgen!

Ich wünsche uns allen an diesem Tag der Wintersonnenwende (heuer am 22.12.) mit der längsten Nacht eine „Sagrada Familia“, eine Lebensbaustelle, die in die Zukunft investiert und von einem Morgenstern geleitet wird! 


Hall i.T.

21 Im Auge

… eines Zyklons gibt es keine Bewegung, es ist absolut windstill. Eine eigenartige Stille, denn rundherum herrscht Chaos.
Dieser Gedanke kam mir, als ich auf der Zubringerstraße vor dieser großen Kreuzung im Stau steckte, – beim Anblick des alles überragenden, symmetrisch beleuchteten Turmes, – ein Symbolchristbaum. Das Auge im Sturm. Bewegungslos, fest verankert in einer Mitte, umströmt von Verkehr in undurchschaubarem Ampelrhythmus. Jeden Tag, jeden Tag, jeden Tag … 

Die Leute wollen heim. Der Weg muss zurückgelegt werden und die Möglichkeiten auf Öffis auszuweichen sind je nach Wohngegend oft reichlich bescheiden. Also steckt man jeden Tag bei der heimatlichen Herbergssuche wieder dort. Vielleicht anderswo auch schon. Man möchte heim…

Moderne Herbergssuche? Man kennt die Herberge, aber es braucht viel, viel Geduld diese zu erreichen.

Wieder ein Gedankensprung.  Manchmal steckt man auch in einem „mitmenschlichen Stau“, kommt nicht voran und schon gar nicht zur Mitte. Manchmal ist die Mitte isoliert und fern, obwohl man sie vor Augen hat…
Nicht aus den Augen verlieren, dranbleiben!  


Kletterturm / Hochfilzen

20 Hochirren

So bezeichnet die Wissenschaft ihr Vorwärtsstreben. Auch die neuen Erkenntnisse, welche die alten ergänzen oder ersetzen, werden nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Hochirren. Darauf kommt es an, – in der Medizin und im technischen Bereich erkennt man das als Laie vielleicht am deutlichsten.

Ja, man irrt sich, wenn man die Überzeugung vertritt, dass alles so bleibt, wie es immer war. Und man irrt sich erst recht, wenn man glaubt, dass alles so zu bleiben hat, wie es immer war.
Auch im zwischenmenschlichen Bereich gilt das. In einem Menschen andere Qualitäten entdecken, als die bisher bekannten, jemandem etwas zutrauen, geduldiger sein und etwas einfach stehen lassen können, das wären auf dem Kletterturm schon überwundene Überhänge!

Ein adventlicher Gedanke, dieser Aufbruch nach oben…


Ruine Vilsegg / Vils

19 Wohnturm

Das Leben in diesem dunklen, hohen Gemäuer aus dem Mittelalter stellt man sich alles andere als gemütlich vor. Im Vergleich zum heutigen Wohnen mit all unserem Komfort wird das wohl stimmen.

Aber was zählt wirklich?
Sind es nicht vor allem andere Faktoren, die dem „Gemüt“ eine Heimstatt geben und es „gemütlich“ machen? Egal ob Einpersonenhaushalt, Wohnung eines Paares oder einer Familie oder Mehrgenerationenhaus, niemand kann hineinschauen in die „Wohntürme“ von heute: Sind sich die Menschen wohlgesonnen, bemühen sie sich um ein gutes Auskommen, ist es ein Miteinander, hat die Liebe ein Gesicht? Machen sich die Menschen – so gut sie können – das Paradies auf Erden oder ist das Leben ein dunkles, hohes Gemäuer, oder gar die Hölle?

Im Stall in Bethlehem, einer Wohnstatt auf Zeit, war dieses paradiesische Licht, und wer von außen kam, konnte es sehen!

Überall und zu allen Zeiten – mit einem Dach über dem Kopf – kann man daheim sein. Gestalten wir unseren Wohnturm: Geben wir dem Frieden, der Liebe und Freundschaft und der Zufriedenheit Gestalt, die ruhig nach außen leuchten darf.



Stoanerne Mandln im Sarntal / Südtirol

18 Stoanerne Mandln

Unzählige Steintürme, viele in Menschengröße, als würden sie warten. Es herrscht dort eine ganz besondere Stimmung, man wird still zwischen so vielen Wartenden. Sie stehen da, geduldig, mit dem „Blick“ in die Ferne, nur wartend, ohne etwas beitragen zu können.
Beitragen, zu welchem Ereignis? Womöglich schon Jahrhunderte lang?

Diese „Wartenden“ erinnern mich an die Zeit der Schwangerschaft, die letzten Wochen bestehen vor allem aus Warten. Man hat keinen Einfluss, wie lange es noch dauern wird, aber es gibt die Gewissheit, das Warten hat irgendwann ein Ende. Bald. Dann hat sich alles Warten gelohnt!

Das Wort „Warten“ hat auch eine zweite Bedeutung: instandhalten, pflegen, achten auf etwas.
Nehmen wir doch beide Bedeutungen zusammen! Denn das Leben schreibt oft sehr eigenwillige Geschichten: Wenn wir geduldig warten können und dabei auf unser inneres Gleichgewicht achten, der Seele Gutes tun, dann wird das, was „versteinert“ war, lebendig werden und als positive Veränderung in unser Leben treten.

Solch ein Warten wünsche ich all jenen, die eine positive Veränderung in ihrem Leben brauchen!


Glockenturm der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt / Vils

17 Gaudete!

Freuet euch!So wird dieser Sonntag genannt. Die dritte Kerze brennt, die Vorfreude auf das Weihnachtsfest wächst, – was liegt näher als dies auch auszudrücken? Kirchenglocken geben ein kräftiges Zeichen der Freude. Glockentürme haben in den Tagen rund um Weihnachten Hochsaison!

Noch ist die Zeit der Vorfreude.
„Die Vorfreude ist die schönste Freude“, hört man manchmal.
Das mag einerseits für jene stimmen, die es mögen, wenn die Spannung steigt, und die das Geheimnisvolle und die Überraschung lieben.
Für andere bedeutet Vorfreude, ich bereitet mich vor, mit den „Zutaten“, die diesem Fest angemessen sind. So gut ich kann, so viel ich kann. Mit Freude. Und zwar in den Alltag hinein, ohne dabei die Nerven zu verlieren, außer Atem zu kommen, die Freude zu begraben. Nur so viel und so gut, wie es meinem Maß entspricht. Und das ist genau richtig.

Wir feiern heute an einem besonders schönen Platz ein Adventfest für alle Sinne. Ich freue mich auf die Dämmerstunde und den Abend mit Kerzen, Musik und mit den Leuten, die ebenfalls die Vorfreude genießen werden. 


Auf der Uhr des Grazer Uhrturms ist es 11:50 Uhr

16 Entschleunigen

Der Uhrturm in Graz hatte ursprünglich nur einen Zeiger, einen mächtigen Stundenzeiger. Das genügte lange Zeit, erst als die Menschen die Zeit durchtakten wollten, brauchte es einen Minutenzeiger. Aufgrund der Größe des Stundenzeigers musste der Minutenzeiger kleiner ausfallen. Das ist so ungewohnt, dass man beim Blick auf diese Uhr verblüfft innehält, – und dabei etliche Augenblicke Zeit gewinnt 😉.
Digitaluhren mit Sekunden und Bruchteilen davon zeigen uns eine rasende Zeit und vermitteln zugleich, wie uns die Zeit durch die Finger rinnt.

Ich bewunderte immer Leute, die es schaffen, ohne Uhr am Handgelenk oder den schnellen Griff zum Handy auszukommen. Daran arbeite ich nun schon viele Jahre. Und ich stelle immer mehr fest, man hat ja ein Gefühl für die Zeit!
Nein, die Zeit drängt und fordert nicht, die nötigen Anforderungen können nicht schneller und schon gar nicht zugleich erledigt werden, und wenn man noch so oft auf die Uhr schaut.
„Eins nach dem andern“, das ist seit vielen Jahren mein Entschleunigungsmotto. Und es geht mir ausgezeichnet damit.
Im „stillen“ Advent mit dem Wunsch nach einer besinnlichen Zeit können wir nur selbst dafür sorgen, dass es so ist: etwas stiller, besinnlich und mit einer Ahnung von Advent (Erwartung).
Vielleicht mit etwas weniger Uhr?


Waldturm auf der Insel Seeland / Dänemark

15 Wachsende Ringe

Was für ein Bauwerk!
Diesen Turm zu erwandern, – das stelle ich mir sehr beeindruckend vor, und für Flachlandbewohner wie die Dänen noch einmal ergreifender, da nichts in der Umgebung diese Höhe erreicht, – immerhin 45 Meter!
Dieser Aussichtsturm, zweckfrei in die Natur eingebunden, ist eine Überraschung für alle Sinne, und ein Symbol für das Leben:
Strebt doch Leben wie in einer Spirale immer vorwärts und wir sind Reisende in der Zeit.

Rainer Maria Rilke ist Lyriker und ein Meister wunderschöner Sprachbilder. Ihn hätte dieser Turm bestimmt auch begeistert!

Hier seine Worte – ca.100 Jahre älter als der Turm in Dänemark:

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.


14 Leuchttürmchen

Gestern war Lucia-Tag, Lucia war eine Lichtgestalt. Mit Lichterfesten in den dunkelsten Tagen des Jahres feiert man diese Heilige vor allem in Skandinavien, wo die Tage sehr, sehr kurz sind. Die Botschaft hinter all den schönen Feiern: Das Licht wird über die Dunkelheit siegen! 

Im Zusammenleben geht es aber nicht um das Licht der Sonne, es geht um das innere Leuchten.
Die Gesellschaft mancher Menschen kann überaus angenehm sein, erfrischend und tut einfach gut.
Leider gibt es auch das Gegenteil. Wenn man sich nach der Zusammenkunft klein, mickrig, ausgelaugt und müde fühlt, dann hat man es wohl mit einem Lichtschlucker zu tun gehabt. Vielleicht wirken diese Menschen auf andere positiv, ich würde es ihnen wünschen, – auch sie brauchen das Miteinander und Zuspruch! 
Ich für mein Teil habe beschlossen, ich bin lieber mit lichten Persönlichkeiten zusammen. Ja, darauf freue ich mich sogar!
Sie sind wie Leuchttürme.
Ich werde nie wie sie sein, doch sie leuchten rundum das Leben aus und ich kann meinen Weg guten Mutes beschreiten. So würde ich ihre Wirkung beschreiben.
Je älter ich werde, umso mehr bin ich der Meinung, dass wir schon auch dafür verantwortlich sind, wie wir selbst in der Gemeinschaft erlebt werden, als Lichtschlucker oder als Leuchtturm. Da geht es nicht um Erfolg, Stellung und sonstiges Gesellschaftsklimbim. Es geht um das ganz einfache Sein.
Zumindest ein Leuchttürmchen zu sein, das wäre schon sehr erstrebenswert. Wie weit die Strahlen reichen, das weist erst die Zeit.


13 Orangenturm

Grünpflanzen als Turm, – man weiß inzwischen, dass diese geballte Kraft an Natur die Luft reinigt, die Umgebung in den Hitzemonaten kühlt und die Menschen erfrischt, und außerdem das Klima verbessert. Mensch UND Natur.

Im kühlen Hausgang steht auch bei mir ein Turm, nur eine Miniaturausgabe natürlich, – das Winterquartier der empfindlichen Pflanzen. Seit einiger Zeit finden hier auch Orangen ihren Platz, die direkt aus Sizilien geliefert wurden und uns über Wochen mit köstlichem Aroma und vielen Vitaminen verwöhnen.
Grünpflanzen und Orangen, – es geht ihnen bestens miteinander! Und der Anblick ist ein Augenschmaus. Das bringt bestimmt die Vielfalt und die Farbenpracht mit sich.

Ein Einerlei ist Langeweile, außerdem gibt mir zu denken, dass das Gegenstück zu „Vielfalt“ ja „Einfalt“ wäre.
Wir können alles durchdenken, das uns betrifft: Gesellschaft, Politik, Kultur – gelebte Vielfalt ist eine Bereicherung. Wohl nicht immer einfach …
Ein unverstellter Blick, wie ihn Kinder noch haben, könnte da oft nützlich sein.
in biblisches Zitat weist uns darauf hin: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, …“


Josefikirchl in Hall

12 Im Schatten

Das Josefikirchl, ein barockes Schmuckkästchen mit Zwiebelturm, steht eigentlich im Schatten der mächtigen Pfarrkirche zum hl. Nikolaus in Hall.
Dem Josef der Weihnachtsgeschichte geht es auch so, auch Josef steht bei der gesamten Weihnachtsgeschichte ein bisschen im Schatten, finde ich.
Dabei leistet er einiges, manchmal erst mit einem gewissen Schubs, aber immerhin.

Ich glaube, Josef ist kein alter Mann, – wie er oft und oft dargestellt wurde.
Ich glaube, er ist noch jung und unerfahren, vielleicht auch unsicher über all dem, was da auf ihn zukommt. Es ist das erste Kind und er steht zu Maria, – die gesellschaftlichen Regeln hätten ihm ja erlaubt, sich klammheimlich aus dem Staub zu machen. Der Schubs, zu Maria zu stehen, kam im Traum.
Dann ist das Paar auf dem Weg, er sucht ein Quartier. Ich stelle mir vor, wie deprimierend das war: betteln, bitten und immer abgewiesen werden. Dann kommt zur ungelegensten Zeit das Kind zur Welt. Wer war da dabei und hat Maria geholfen? Das muss doch Josef gewesen sein. Schubs wird er da keinen gebraucht haben, Engel sind trotzdem da (vielleicht auch menschliche aus der Umgebung?) Nach der Verschnaufpause, die ihnen mit Hilfe der Hirten gegönnt ist, kommt neues Unheil auf sie zu. Josef bekommt wieder einen Schubs: Aufbruch! Mit der ganzen Familie, Flucht, – und er schafft es, die junge Familie in Sicherheit zu bringen.

Ich finde, Josef ist ein Mann wie ein Turm, er ist standhaft, mutig, treu, bewahrt den Überblick und – geflügelte Wesen besuchen ihn! (Ein Engel hat ihm immer wieder Entscheidungshilfen eingeflüstert. Im Traum. Josef ist zum Glück nicht beratungsresistent!)

Ach, ihr lieben Männer, ich wünsche so vielen von euch einen Engel, der euch die Richtung weist!
Ja, und uns Frauen, auch einen, der sich hoffentlich mit dem Männer-Engel gut abgesprochen hat!

Josefs Taum – St. Anna Krche in Vils

11 Castell – Nobel

Zu gewissen Feiertagen bauen die Castellers in Katalonien, inzwischen auch in anderen Regionen und Ländern, möglichst hohe Menschentürme. Das Publikum fiebert mit, wenn die Pyramide immer höher wächst, – gestützt von vielen ganz unten – und schließlich bis zu 10 Stockwerke erreicht. Dazu braucht es einen genauen Plan, und noch viel wichtiger: Jeder einzelne Casteller zählt! Wer ganz oben steht, hat die schwierige Aufgabe geschafft, alle Menschen-Stockwerke entlang hoch zu klettern und dabei die Balance zu behalten.

Mein Gedanke dazu heute:
Der Friedensnobelpreis wurde verliehen!
Die 51-jährige Iranerin Narges Mohammadi – zu 31 Jahren Haft und 154 Peitschenhieben verurteilt, sitzt im Gefängnis. Und trotzdem: Ihr Einsatz, ihr Kampf für „Frauen, Leben, Gerechtigkeit“ bewirkten, dass sie ganz oben steht in einer Pyramide von Frauen und immer mehr Männern und Jugendlichen.
„Ich bin eine von Millionen stolzer und widerstandsfähiger iranischer Frauen, die sich gegen Unterdrückung, Diskriminierung und Tyrannei erhoben haben,“ betont sie in ihrer Rede, die ihre 17-jährigen Zwillinge in Oslo verlesen.
Diese Millionen sind jene, die den „Turm“ an mutigen, aktiven Frauen im Iran stützen.
Das Publikum sind wir. Und unsere Aufgabe ist es hinzuschauen, mitzufiebern und den Glauben nicht zu verlieren: Der Turm wird halten und er hat Strahlkraft!
Mohammadi sagt: „Ich bin zuversichtlich, dass das Licht der Freiheit und der Gerechtigkeit hell auf das Land Iran scheinen wird.“
Ein Weihnachtsstern auf dem Weg …


Fernseh- und Radiosendeturm Patscherkofel / Innsbruck

10 Er ist mein Freund …

… sagt meine Mutter.
Aber vorneweg eine Erklärung: Wenn jemand abgeschlossen hat mit der Welt, sich für nichts mehr interessiert, weder Anteil nimmt am Familiengeschehen, noch an der Umgebung und an der Welt, dann ist er alt. Weist jemand schon etliche Jahrzehnte in seiner Biografie auf, ist jedoch immer noch offen für vieles, lebt mit den Seinen mit, interessiert sich auch noch für Neues, dann ist diese Person nicht wirklich alt, sondern betagt, – reich an vielen Tagen.

Meine Mutter ist betagt. Sie geht noch gerne aus, bewegt sich in einem anregenden Freundeskreis, trifft immer wieder die Kinder und Enkel, – sie sind mehr oder weniger verstreut, – das sind die Höhepunkte im Laufe der Zeit. Und sie pflegt ein Grab. Der Partner fehlt. Deshalb ist es zuhause so still. Diese Stille mag sie gar nicht.

Wie erfreulich, dass den ganzen Tag über Radio- und Fernsehprogramme die Räume füllen können!
Immer gibt es etwas zu erfahren, die Moderatoren in TV und Radio haben angenehme Stimmen und man hört und sieht je nach Tagesablauf mehr oder weniger zu. Am Telefon kann man dann den Lieben berichten, was man Interessantes erfahren hat, und davon gibt es immer etwas. Das Leben spielt sich auch im Einpersonenhaushalt noch ab. Anders als früher, doch diese Anpassung an die größte Veränderung ist dem Leben dienlich.
Da kann man schon ihre Aussage verstehen: „Der Fernseher ist mein Freund.“
Ja, er überbrückt mit ihr die unangenehme Stille.
Bis sich wieder das Leben mit den Lieben, die man umarmen kann, ergibt.


Mangturm / Lindau

9 Türmer

Türmer war ein Beruf mit wenig Ansehen, – dabei so wichtig für die Bewohner einer Stadt! Die frühzeitige Warnung des Türmers: „Feuer!“, rettete die Bewohner, deren Häuser und schließlich ganze Stadtviertel. Erst als aus den Signaltönen beliebte Melodien wurden, gewannen die Türmer an Ansehen. Einsam war der Job jedoch immer noch. Einsam und bestimmt eintönig. Denn meistens passierte ja nichts. Und doch waren diese Leute sehr wichtig.

Der Fernfahrer in seiner Kabine, die Zeitungsausträgerin noch vor dem Morgengrauen, der Müllmann am Trittbrett hinten am Müllwagen, die Putzfrau in den nächtlichen Büroräumen, der Schneepflugfahrer der Straßenmeisterei, – ohne sie würde das Konstrukt Gesellschaft nicht funktionieren. Einsam und oft eintönig sind auch diese Jobs. Und meist ebenfalls mit wenig Ansehen verbunden.

Die „Türmer“ von heute verdienen eine gute Standesvertretung, eine angemessene Bezahlung, – auch wenn sie keine Melodien pfeifen. Das ist das Mindeste.
Ein Danke von Nutznießern erwarten die „Türmer“ wahrscheinlich gar nicht.

Wir könnten in den nächsten Tagen Ausschau halten nach „Türmern“ unserer Zeit. Und Danke sagen. Sie werden sich möglicherweise darüber wundern. Ich glaube, nach dem Wundern freut es sie.
 
Ein ehrliches Danke berührt das Herz. Davon kann man auch ein Weilchen leben!  


Annasäule in Innsbruck

8 Großmütter

Mariä Empfängnis: Heute wird gefeiert, dass die hl. Anna eine Tochter empfängt, – Maria, die Mutter Jesu.
Ich finde, das könnte ein Feiertag sein, an dem wir nicht nur kirchlich, sondern auch weltlich der Bedeutung der Ahninnen gedenken. Ein Feiertag für die Großmütter, Urgroßmütter, für alle Ahninnen. Sie haben Kinder empfangen, geboren, versorgt, erzogen und ins Erwachsenenleben begleitet. Ohne diese Frauen vor uns gäbe es auch uns nicht. Ganz genauso erging es Maria als Tochter der hl. Anna, – und in der Folge Jesus in den biblischen Geschichten.

Dass nicht immer alles rund läuft in Beziehungen, auch davon erzählt die Geschichte: Hätte sich das Ehepaar Anna und Joachim doch beinahe „aus den Augen verloren“!
Solche Begebenheiten gibt es heute genauso, kleinere oder größere „Durststrecken“ würden wahrscheinlich die meisten, die in einer langjährigen Beziehung leben, bestätigen. Aber sie wissen auch davon, dass es fast immer einen Weg gibt, wieder zueinander zu finden.
Und dann sollte die Liebe gefeiert werden!
Übrigens: Neun Monate nach dem 8. Dezember, also dem 8. September, feiern wir Mariä Geburt!

Unser Hochzeitskirchlein: St. Anna

Vogelturm / Pflach

7 Visualisieren

Schönstes Wetter! Wie herrlich!
Da wäre die Aussicht zumindest von einem Turm eine wunderbare Sache. Vielleicht ein richtig schön hoher Vogelturm? Mit Blick weit über die unberührte Landschaft, auf Gewässer … die Ufer sind gesäumt von Schnee, Eis überzieht die Steine im Wasser, Schwäne lassen sich in eine ruhige Bucht treiben, Wasseramseln hopsen auf und nieder auf ihrem Ausguck mitten in der Strömung und tauchen kopfüber in die Wellen …

Du hast keine Zeit, keine Gelegenheit für solche Vogelturmperspektiven an einem Wochentag?

Gönn dir eine Pause. Und nimm das Zauberwort „visualisieren“ mit! Du bist dann zumindest schon im Geiste dort, wo auch immer es dir gefällt …

Mir würde ein Sonnenplatz auf einem hohen Vogelturm gefallen!


Königstein / Sächsische Schweiz

6 Hungerturm

Viele Burgen und Festungen im gesamten deutschsprachigen Raum hatten einen sogenannten Hungerturm. Wer im Mittelalter und in der frühen Neuzeit dort hineingesteckt wurde, der kam nicht mehr lebend heraus. Er musste verhungern.

Hunger hat viele Gesichter: Krieg, Flucht, Naturkatastrophen, Armut… auch heute noch. Ohne Hilfe von außen haben die Menschen keine Chance. Das war schon zu Zeiten des Nikolaus von Myra um 300 n.Chr. so. Er verteilte sein ererbtes Vermögen unter den Armen. Die Menschen haben es ihm nie vergessen, – noch heute feiern wir den Mann als Sinnbild der Hilfe in existenzieller Not.

Denn nur wer nicht hungern muss, kann arbeiten, für sich und die Seinen selber sorgen, sich für andere einsetzen, für die Gemeinschaft tätig sein, für alle mit Kunst und Kultur eine Bereicherung darstellen. Nikolaus von Myra ist die personifizierte Einladung, sich in der Gemeinschaft einzubringen, – wie auch immer.

Schon der zweijährige Tobias hilft mit und macht Kunst zur Freude aller, die den Blick zu den Rathausfenstern von Vils hinaufwerfen. Er beginnt mit dem Nikolaus-Bild, das mit seiner Farbwahl gemeinsam mit seinem Papa fertig gestellt wird.


5 Der schiefe Turm

… „von Pisa“, – das wird bei den meisten der erste Gedanke dazu sein, auch wenn man das Bild noch gar nicht gesehen hat.
Dabei gibt es viele schiefe Türme. Auch die Pfarrkirche in unserem Ort ist irgendwie in sich verschoben. Immer hatte ich das Gefühl bei Fotografien der an und für sich schönen Kirche mit Fotobearbeitung „schwindeln“ zu müssen, damit die Gebäudeteile „korrekt“ dastehen.

KORREKT – ein schreckliches Wort, es klingt nach Eingriff, Kritik und Besserwisserei und erinnert an Unvollkommenheit (man denke an SchönheitsOP, Rotstift in der Schule, manche Diskussion…)

Die Gebäudeteile Turm und Katharinenkapelle (später hinzugefügter Anbau) stehen nicht nur einfach schief, sie sind einander „zugeneigt“.
Seit ich das Gebäude mit diesem Hintergrund sehe, finde ich diese „Zuneigung“ genau richtig und schön.

Korrekt mag das eine sein. Einander zugeneigt, – Zuneigung -, das ist letztlich wesentlich mehr.
Käme es im Miteinander nicht darauf an? Zuneigung ist nicht nur eine Geste, Zuneigung ist eine Haltung. Sie ist Charaktersache.  
Wie schön, dass wir – direkt vor der Haustür – so ein tiefgründiges Symbol haben.

Heute Abend werden sich die Kinder freuen, wenn sich auf dem Platz vor unserer Kirche der große, stattliche Nikolaus ihnen zuneigt…  


4 Barbara

Heute ist Barbaratag.
In der Legende dieser jungen Barbara, die als Märtyrerin in die Geschichte einging, wird vom Vertrauen in die Zukunft erzählt, – ganz nebenbei, allgemeingültig. Barbara trug nämlich am Saum des Kleides einen Zweig in den dunklen Turm, in den sie verbannt wurde, um endlich ihren Werten und ihrem Glauben abzuschwören. Ein zarter Sonnenstrahl von außen gepaart mit ihrem Gottvertrauen und ihrer inneren Stärke brachten den kahlen Zweig in der Dunkelheit zum Blühen.

Nein, ihre Geschichte ist nicht gut ausgegangen. Wäre es so gewesen, wüssten wir heute nichts mehr von Barbara. Es ist der blühende Zweig, der bis in unsere Gegenwart reicht: Das Vertrauen in die Zukunft wird immer wieder Blüten treiben!  

Hol dir heute einen Barbarazweig…


Campanile in Venedig

3 Gloria Campanile

Hast du dir schon einmal überlegt, ob es für dich ein Lieblingswort gibt?

Noch bevor ich ein Schulkind war, hatte ich mein erstes Lieblingswort: Campanile.
Ein Turm, der einen Namen hat, das faszinierte mich, und noch dazu so einen schönen: Campanile! Das liegt auf der Zunge wie Vanilleeis oder süße, heiße Schokolade.

Die Lieblingswörter wechselten.
Heute, ja heute ist es Gloria.

Das klingt so feierlich und ist außerdem der Gruß der Krippenkünstler. Sie haben jetzt Hochkonjunktur in Krippenbaukursen, Schnitzstuben, Bastelkellern und auf Weihnachtsmärkten. 

Morgen wird mein Lieblingswort ein anderes sein. Da kommt unser zweijähriger Enkel. Wenn er uns ganz speziell begrüßen will, dann sagt er nicht „Gloria!“, – das kann er noch nicht, aber „Halalililo!“ Und das ist mindestens so schön!
Halalililo!


2 Ultramegamultiluxus

Überfluss im Übermaß, weil’s halt möglich ist.
Ist das der Turmbau zu Babel von heute?

Dort in Dubai macht man sich Gedanken über die ganze Welt, die eine.
Jetzt gerade in der Klimakonferenz.

Wir haben Schnee…
Er türmt sich auf in großer Menge.
Ich habe meine Lebensbäumchen-Blumenstange draußen vergessen! Jetzt hat sie ein Türmchen, das sich verneigt.

Wenn alle Ultramegamultiluxus-Vertreter das nur auch könnten! 


1 Turm der Haller Pfarrkirche

Ich stamme aus Hall, lebe aber schon zwei Drittel meines Lebens nicht mehr dort. Die Liebe führte mich in ein anderes Eck Tirols. Ein neuer Blick auf Menschen, Umgebung, Arbeit, Zuhause war damit verbunden. Naturgegeben.

Das kann aber tagtäglich auch symbolisch geschehen: Den Blick auf Neues wagen, immer wieder offen sein für Begegnungen, Sichtweisen…
Eine afrikanische Weisheit drückt dies so aus: Das Herz sieht weiter als das Auge.
Ist das nicht die Geschichte der Hirten auf dem Feld?

Meinen kleinen Kreis immer wieder öffnen oder zumindest offenhalten, das bedeutet Erwartung.
Das ist Advent.  


Türme sind heuer mein Symbol im Advent.
Es gibt so viele, so viele verschiedene…
Welcher Turm steht spontan vor deinem inneren Auge?

Was auch immer mit dem Bild eines Turmes verbunden werden kann, warum gerade Türme in den Advent passen, – ich werde einiges ausloten.
Ich freue mich auf den Advent, und ich freue mich, wenn du auch heuer wieder meinen Adventkalender besuchst!

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