Adventkalender 2016

Adventkalender 2016

Adventkalender 2016

Engel sind ewig gültige Motive.
Wie immer man Engel erklärt und interpretiert, – es kommt wohl einzig darauf an, wie sich jeder einzelne von „Mächten, Gedanken, Himmelsboten, Sphärenwesen“ getragen und begleitet fühlt.

In unserem Haus haben sich ganz unauffällig über die Jahre viele Engel angesiedelt. Schutzengel, Liebesengel, Reiseengel, Naturengel, Sommerengel, Winterengel, …
Ich habe sie fotografiert und werde ihnen meinen Adventkalender als Gepäck mitgeben.

1. Dezember

sternspritzermugele_kl Meine Freude des Tages: Der Advent in der Schule ist wieder eröffnet, heuer schon zum 10. Mal. Jeder Tag wird mit einem musikalischen Beitrag begonnen, – wo sonst spüre ich so intensiv den Advent?

Betrüblich finde ich: Wenn der gute Draht zu jemandem „dünn“ wird, weil die Arbeit den Blick auf das menschlich Wichtige verstellt.

Was ich mitnehme: „Wenn dir etwas nicht gefällt, dann versuche es zu ändern, bevor es anfängt dich zu verändern.“
(Quelle unbekannt)

 


2. Dezember

seidenengeltiia_klMeine größten Freuden heute: Schönstes Wetter bei Minusgraden! Ich radle dem Morgenrot entgegen … und habe damit schon ein „Guthaben“ für den Tag.
Und ich beende den Tag mit dem Besuch eines Konzerts der Wiltener Sängerknaben, das mich tief berührt.
Und dazwischen liegt der Auftritt von Nur, unserer syrischen Schülerin, die seit einem Jahr hier lebt und schon recht passabel und vor allem gerne Gitarre spielt.

Betrübt bin ich darüber, dass ich an Wochentagen zu wenig Zeit für Dinge finde, die ich gern als Sahnehäubchen über meinen Tag stülpen würde, – zum Beispiel ein paar Zeilen schreiben, in einem Buch versinken, Klavier üben, einen Sonnenspaziergang machen…

Was ich mitnehme: Wenn der Tag so viel Schönes geboten hat, werde ich mich hüten, über fehlende Sahnehäubchen zu jammern, – das würde die Sicht auf das köstliche Schwarzbrot des Alltags verstellen!

3. Dezember

glasengelstern_klMeine Freude heute: Die Küche! Sie liegt am Vormittag im Sonnenlicht (dann verschwindet die Sonne hinter dem Berg im Süden) – und ich genieße das Kochen für uns in vollen Zügen.

Sorgen mache ich mir über die Bundespräsidentenwahl morgen: Auch gemalte Schreckgespenster haben ihre Wirkung. Viel zu viele Österreicher sind Protest- oder gar Wutwähler, obwohl es uns doch so gut geht!

Was ich mitnehme: Immer sind es die Beziehungen, die uns wirklich bis in die Seele beschenken. (- Ein langes Telefonat mit einer lieben Bekannten, die ich nur sehr selten sehe)

4. Dezember

zwillingsengel_kl

Was für ein Vergnügen, bei diesem strahlend blauen Winterhimmel im Sonnenschein unterwegs zu sein! Kahle Zweige und die ersten silbernen Palmkätzchen heben sich deutlich ab von diesem intensiven Blau.
Meine zwei kleinen Schreibtischengel tragen den grünen Wald am Kopf, das Bild ist heute sehr passend! Denn:

Unruhig und gespannt war ich  bis 17 Uhr, der Ausgang der Präsidentenwahl lag völlig im Dunkeln. Nun haben wir einen weltmännischen, international anerkannten Präsidenten, der aus der grünen Ecke kommt, – ein deutliches Signal!

Was ich mitnehme: Der grüne Wald, den die Engel tragen, erinnert mich an allen anderen Tagen daran, dass alles ein Kreislauf ist und auch ich eingebunden bin. Diese Sichtweise hilft mir, gelassener zu sein, – ja, das Bild vom grünen Wald als Symbol für ein funktionierendes Ganzes aus vielen, vielen Teilen wirkt sehr beruhigend auf mich. 

5. Dezember

schwarzer-engel

Meine Freude heute: ein Foto von einem Ausflug, das mir meine Schwester per mail schickte: meine Eltern, die ohne Chauffeur keine derartigen Ausflüge mehr machen können, mein Bruder mit Familie und eben meine Schwester mit Mann. 

Ich bedaure manchmal sehr, dass ich für tägliche Kleinigkeiten und kurzentschlossene Unternehmungen einfach zu weit weg von meiner Herkunftsfamilie lebe.

Was ich mitnehme: Ich bin dankbar, dass meine Schwester diese Rolle übernimmt und meinen Eltern sehr zur Seite steht. Ich hoffe, ich kann, – was ich jetzt nicht für meine Eltern einbringen kann,- irgendwann irgendwem anderweitig zur Verfügung stehen! 

6. Dezember

kraeuterkissenengel

Meine Freude heute? Ich habe mir den Sommer ins Haus geholt! In einer großen Keksdose sammelte ich in der warmen Jahreszeit die getrockneten Kräuter des Gartens, sie wurden  gemörsert und mit Salz vermengt. Die Dose kam heute aus der kühlen Speisekammer. Eine unsichtbare, warme Wolke an Sommerdüften breitete sich aus: Zitronenmelisse, Bohnenkraut, Thymian, Rosmarin, Sellerie und viele andere grüne und bunte Zutaten (Ringelblume, Monarda,…), – das würzige Kräutersalz wurde in hübsche Gläschen abgefüllt. Die kleinen Geschenke und Mitbringsel warten auf ihren Einsatz!

Was ich nicht verstehe: Immer wieder hört und spricht man davon, dass die Adventzeit nicht so hektisch ausfallen sollte. Doch ausgerechnet in diese Zeit drängen sich viele Termine, als gäbe es keine andere Möglichkeit. Einfach verweigern? Wenn das nur so einfach wäre!

Was ich mitnehme: Es kommt nicht auf das Zeitausmaß an, ob ich mich erhole. Die kleinen Inseln, die ich mir selbst schaffe, ganz bewusst herausnehme, sorgen dafür, dass die steile Stirnfalte keine Chance bekommt. Meistens genügen die kleinen Gedankeninseln (die Gedanken sind frei!!). Die Sommerdüfte heute waren eine große Insel, es war, als würde die Sonne scheinen (die ich ja kaum sehe, da sie schnell hinter dem Hausberg verschwindet). – Und jetzt freue ich mich wieder auf die Düfte, die mir Advent und Weihnachten bedeuten!

7. Dezember

londonengel

Es war mir eine Freude, die letzte Abendstunde mit meinem erwachsenen Sohn (27) zu verbringen, um gemeinsam ein Adventkalenderbild für eines der 24 Rathausfenster zu basteln. Es plaudert sich so gemütlich nebenbei, – eine Sternstunde als mamasusi.

Melancholisch stimmt mich dann im Seelenwinkel der Gedanke, dass eine meiner Freundinnen seit Jahren weder eine Freude dieser Art noch sonst eine Freude erleben kann, – es heißt nicht umsonst „die arme Seele“.

Was ich mitnehme: Freude hat so viele Gesichter! Ein großes Stück weit bin ich sehr wohl selbst dafür zuständig, – und trotzdem fühle ich Dankbarkeit, dafür, dass ich diese Gabe leben kann.

 

8. Dezember

terrakottaengel

Erfreulich dieser geschenkte freie Tag durch den Feiertag! Nein, ich habe mich nicht in Einkaufshäuser gestürzt, mich zog es hinaus in die Sonne! 

Was mich bedenklich stimmt: Wie kann es sein, dass ich einen ganz bestimmten Engel im Haus nicht finde? So viele Nischen und Ecken gibt es ja gar nicht.

Was ich mitnehme: Ich denke, ich bin im Allgemeinen ein geduldiger Mensch, aber etwas nicht zu finden, ein bestimmtes Ding oder ein Wort, das ich wissen müsste, das lässt mich an mir selbst zweifeln. Ungeduld nützt hier wenig, – außerdem weiß ich wohl: Meistens ist das Gesuchte plötzlich da!

9. Dezember

falkensteinengel

Wie schön, so ein klarer Wintertag! Im Tal liegen Kaltluftseen, doch in der Höhe ist es mindestens 10° wärmer. Der Aufstieg zum Falkenstein ist wohl ein unüblicher Adventausflug. (Mein kleiner Engel trägt eines meiner Lieblingsbilder von uns beiden, – Sommerwanderung zum Falkenstein.)
Die Ruine zeugt vom Traum König Ludwigs, das höchst gelegene Schloss Deutschlands zu bauen. Ich „träume“ auch vor mich hin beim Gehen und finde, diese Art, still in mir zu werden, passt ausgezeichnet zum Advent.

Was passieren kann: Träume und Visionen sind sehr subjektiv. Ludwig schadete seinem Volk mit seinen verstiegenen, maßlosen, unbezahlbaren Träumen. Heute kennt man seine Träume (Schlösser) allerdings in Amerika genauso wie in Japan, – die Besucher tappen sich schier auf die Zehen. 

Was ich mitnehme: Die große Portion Sonne! Und den Gedanken, dass wir unsere Träume wohl immer wieder mit den Menschen um uns teilen sollten, sozusagen als „Barometer“, damit wir weder uns noch anderen schaden.

10. Dezember

img_7025 Eine Freude ist es am Ende des Tages, wenn man auf etwas zurückblicken kann, was es am Morgen noch nicht gegeben hat. Heute war bei mir Backtag: Vor vielen Jahren habe ich mich auf Zelten (Früchtebrot) spezialisiert und kann damit – schon traditionell – vielen eine Freude bereiten. 

Leider ist nicht jede Arbeit so „augenscheinlich“. „Materielle Arbeit“ gönnt einem oft das Gefühl etwas geschaffen zu haben. „Ideelle Arbeit“ eher selten. Und viele Arbeiten müssen getan werden, man sieht sie jedoch nur, wenn sie NICHT getan sind. Die Arbeit anderer zu werten ist häufig überheblich und anmaßend und viel zu oft nicht gerecht, – davon können viele ein Lied singen, die genau diese Arbeiten ausführen, die man sieht, wenn sie NICHT gemacht werden. (Sozialberufe…)

Was ich mitnehme: Meine Mutter meint dazu, frühestens nach 3 Wochen in einem dir fremden Beruf kannst du ein Urteil abgeben. „Urteile nie über einen anderen, bevor Du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist“, so drückt es eine alte indianische Weisheit aus.

11. Dezember

img_7051

Welche Freude! Da ist er ja wieder, der gesuchte Holzengel! Heute wurde die große Schachtel hervorgeholt, um die Weihnachtskrippe zu sichten und mit frischem Moos auszustatten. Und in eben dieser Schachtel war der Engel!

Meine Gedanken wandern: Beinahe jeder Engel hat eine Geschichte und viele auch einen Namen. Dieser heißt Renate-Engel, denn meine Kollegin Renate schenkte ihn mir. So vieles hat eine Geschichte und damit einen Wert. Einen Wert für mich. Wenn ich sehe, auf wie wenig die Dinge geschrumpft sind, die meiner Schwiegermutter gehört haben, die nun gut versorgt und in ihrer eigenen Welt in einem Pflegeheim lebt, dann erfasst mich schon etwas Wehmut. Was weiß ich, was ihr wirklich viel bedeutet hat? Welche Geschichten standen hinter vielen Dingen, die es heute gar nicht mehr gibt? 

Was ich mitnehme: Wir sind wohl jeder für sich ein kleines Universum und die großen und kleinen Geschichten des Lebens machen uns aus. Darüber freue ich mich. Und wenn ich es so recht bedenke: Darum hat das Erzählen von Geschichten (und sei es ein Schwank aus dem Leben) einen so großen Wert…

12. Dezember

antikopfengelen

Mit welcher Freude und Intensität Kinder den Advent, diese Zeit des Wartens, zelebrieren, – wenn man ihnen Raum und Zeit dafür ermöglicht! Sehr vieles, was an Weihnachtsschmuck, Düften, Musik und Feierlichkeiten geboten ist, mag der Versuch der Erwachsenenwelt sein, an Kinder-erinnerungen anzuknüpfen, als man noch ganzheitlich und mit allen Sinnen eine Zeit durchschritt.

Wie bedauerlich, wenn all das Stimmungsvolle, das Herz und Gemüt berührt, als unwichtig und unnötig abgetan wird. Ich möchte den Satz „Der Mensch lebt nicht von Brot allein“ abändern in „Der Mensch lebt nicht von KOPF allein“. Falls jemand glaubt, ihm/ihr genüge „Kopf“ wirklich zur Bewältigung des Lebens und um ein glückliches, erfülltes Leben zu führen, dann möge er/sie dies als Privatsache auch weiterhin so verfolgen. Doch anderen die vielen Facetten der Persönlichkeitsbildung abzusprechen, finde ich bedenklich: Ich meine, wenn wir diesen Weg beschreiten (müssen), wird sich die Gesellschaft irgendwann an menschlichen Robotern „erfreuen“ können.

Was ich mitnehme: Brot UND Rosen brauchen wir! Acker UND Schmetterlinge! Arbeitstage UND Sonntage! „Pisa“ UND Musik! EDV UND Lyrik! … UND Advent!!

13. Dezember

lucia

Ich freue mich an meinem Namen Susanne (Lilie auf dem Felde), doch ich finde auch andere Namen schön, – vor allem, wenn ich die Geschichte dahinter kenne. Lucia zählt auch dazu, heute wird ihrer gedacht, und in vielen Ländern wird sie mit ihrem Kerzenkranz auf dem Haupt als Lichtbringerin besonders verehrt. Sie brachte den Menschen, die sich als Verfolgte in der tiefen Dunkelheit der Katakomben verstecken mussten, nicht nur Licht, sondern das, was sie zum Überleben benötigten. Um die Hände frei zu haben, trug sie das nötige Licht auf dem Kopf.  

Leider gehen viele dieser schönen Geschichten verloren. Dabei könnte man auch heute noch sehr viel aus ihnen lesen! Für mich ist das Bild des Lichtes am Kopf schön und bedeutsam, das Licht, das Lucia so nicht blenden kann. Sie kann den Blick nach vorne werfen, sie bleibt nicht im eigenen Dunstkreis. Wie sehr gilt dies heute noch, wenn man an die unzähligen Selfies denkt?

Was ich mitnehme: Mein Blick fällt aber auch auf die Hände. Lucias Hände sind frei. Sie kann tragen, was auch immer. Im übertragenen Sinn sogar die Sorge um die anderen. Meine Nachbarin, eine ältere Dame, nahm bei meinem letzten Besuch meine Hände in die ihren und legte sie an ihre Wangen. Ich war total gerührt. Wie gut, dass meine Hände frei waren. Freie Hände bedeuten Zeit zu haben. Nicht durch und durch verplant zu sein. Zeit zu haben für andere und für wunderschöne Augenblicke, die als Geschenk zurückfließen.

14. Dezember

Freude gibt es in verschiedensten Farben. Diese in Worte zu fassen, ist nicht einfach: Überraschungsfreude, Gemeinschaftsfreude, stille Freude, – so möchte ich die drei „Grundfarben“ der Freude nennen.

Heute erlebte ich eine große Überraschungsfreude. Kurz vor Weihnachten, ich weiß nie genau wann, stehen plötzlich ca. 20 Leute vor der Türe. Ehemalige Schüler, die einer Gemeinschaft angehören, die es sich zum Ziel gesetzt hat, möglichst autark zu leben. Lauter fröhliche, natürliche Gesichter, sehr weibliche junge Frauen und selbstbewusste junge Männer. Aus der Überraschungsfreude wird im gemütlichen Zusammensein eine runde Gemeinschaftsfreude. Man tauscht sich aus, erzählt, fragt, lacht… Und sie bringen mir – eine weitere Überraschungsfreude – eine Kostprobe der Früchte ihrer Arbeit: Erdäpfel und Karotten, wie ich noch nie welche gesehen habe. 

Was ich mitnehme: Ich schätze dieses Geschenk sehr, liebe ich doch selbst die Gartenarbeit, die mir sehr viel an stiller Freude schenkt. Und mitten im Winter wächst eine weitere Variante der Freude: die Vorfreude auf das neue Gartenjahr! 

15. Dezember

Freud und Leid und dazwischen als Bindemittel die eigenen Befindlichkeiten in entsprechender Tagesverfassung, – daraus besteht das Leben. Manchmal liegen alle drei hauchdünn nebeneinander. Wirklich hauchdünn.

Gestern Abend musste ich die traurige Nachricht erfahren, dass eine nahe Bekannte mit 49 Jahren urplötzlich gestorben ist. Mein Arbeitstag heute war sehr gedämpft, meine Gedanken weilten bei Eva, die ich nun nie wieder treffen werde. Am Abend fand das sehr stimmungsvolle Adventkonzert in unserer Kirche statt, an dem ich aktiv teilnehmen durfte, und das meine Gefühle wieder einrenkte. Ich spürte: Ich komme wieder im Leben an. Und sehr fröhlich klang der Abend mit lieben Bekannten und Freunden aus, ein Wort gab das andere, – wir lachten Tränen. 

Wir erwarten in diesen Adventtagen das Kommen des Heilands. Wir warten auf einen Neubeginn, einen Anfang, immer wieder. In jedem Kommen ist jedoch schon ein Gehen inbegriffen, – irgendwann. Auch in der Heilsgeschichte.

Was ich mitnehme: Irgendwann schließt sich für alle der Kreis. Wenn dies nach einem erfüllten Leben geschieht, ist auch das ein Grund zu feiern. Ist es allerdings aus unserer Sicht viel zu früh, bleibt uns nur, dankbar zu sein für alle Stunden, die wir miteinander hatten und sich bewusst zu machen, welch großes Geschenk das Leben ist. Das Leben ist es wert, gefeiert zu werden!
Geben wir dem Leben immer wieder die Chance, neu anzufangen, wie es uns in der Geschichte mit Jesu Geburt versprochen wird!

16. Dezember

Meine Freude heute? Heute wird zu Mittag bei unserem Sohn gespeist. Er kocht in seiner gemütlichen kleinen Wohnung Kässpatzeln für uns, – und wir genießen seine spontane Einladung und seine Kochkünste!

Leider ist das Planen, Einkaufen, Zubereiten der Mahlzeiten für viele ein tägliches nötiges Übel.
Leider stellen die Lieben oft Ansprüche, die man ehrlicherweise anders bezeichnen müsste: aus Prinzip heikel. Beides ist nicht gemeinschaftsfördernd. Beides ist ein Wohlstandsübel. 

Was ich mitnehme: Wird eine der kreativsten und sinnvollsten Tätigkeiten im Haushalt gern getan, dann sieht, riecht und schmeckt man dies ohne Zweifel!
Das Verspeisen selbst sollte mehr als nur das Füllen der Bäuche sein. Essen stillt nicht nur den Hunger, es kann zugleich Sinnesfreude und Genuss sein! Es heißt nicht umsonst „Essen hält Leib und Seele zusammen.“ Und nicht nur mit Reden, auch beim Essen kommen die Leute zusammen…
Die Weihnachtszeit stellt diesbezüglich einen Höhepunkt im Jahr dar, hoffentlich für alle: stressfrei, köstlich, gesund, genussvoll, gelobt, bedankt, gesellig…

17. Dezember

Eine Freundin feiert Geburtstag, gemütlich und fein in kleinem Kreise. Geburtstage sind meistens Freudentage: Wieder ein Jahr, auf das man zurückblicken kann, – wenn es ein gutes Jahr war, warum dann nicht feiern? 

Leider ist nicht allen danach zumute. Auch das ist zu akzeptieren und erst recht das Wie einer Geburtstagsfeier. 
Jeder hat das Recht zu feiern oder nicht zu feiern. Jeder hat das Recht glücklich oder traurig zu sein…

Was ich noch erzählen möchte: Diesem Engel habe ich den Namen Uzupis gegeben. In ihm sind Kreativität und Humor Gestalt geworden! Übrigens: Uzupis ist eine kleine, unabhängige, von Künstlern ausgerufenen Republik (ein Stadtviertel in Vilnius, der Hauptstadt Litauens). Besonders bemerkenswert ist die Verfassung! Ein kleiner Auszug: 
Jeder Mensch hat das Recht auf heißes Wasser, Heizung im Winter und ein gedecktes Dach.
Jeder Mensch hat das Recht, einzigartig zu sein.
Jeder Mensch hat das Recht zu sterben, aber das ist keine Pflicht.
Jeder Mensch hat das Recht, Fehler zu machen.
Jeder Mensch hat das Recht zu lieben.
Jeder Mensch hat das Recht, gewöhnlich und unbekannt zu sein.
Jeder Mensch hat das Recht auf Zweifel, aber das ist keine Pflicht.
Jeder Mensch hat das Recht, glücklich zu sein.
Jeder Mensch hat das Recht, unglücklich zu sein.
Jeder Mensch hat das Recht, still zu sein.
Jeder Mensch hat das Recht zu vertrauen.
Jeder Mensch kann teilen, was er besitzt.
Niemand kann teilen, was er nicht besitzt.
Jeder Mensch hat das Recht, seinen Geburtstag nicht zu feiern oder zu feiern.
(… insgesamt 41 Satzungen)

18. Dezember

Wie verlockend! Alle Tage schönstes Wetter: strahlend blau, Eiskristalle auf Zweigen und Gräsern, die Berge von Schnee angezuckert… – eine zarte Winterpracht. Kein Wunder, dass die Sehnsucht nach einem Winter-Sonnenaufgang in der Höhe erwacht ist!

Und heute?
Wolkenverhangen, trüb und grau, – wie schade!
Wir sind trotzdem unterwegs, schon in aller Frühe, als wäre es der schönste Tag für einen Familienausflug. Kein Mensch außer uns ist am Weg, wir stapfen durch den graubraunen Buchenwald in die Höhe, uns wird warm, wir hören die Kirchenglocken… Und es hat etwas!

Was ich mitnehme: Manchmal muss man ein bisschen Grau durchschreiten, manchmal muss man das Schöne suchen, manchmal muss man im Trüben fischen. Perlen gibt es überall, wenn man sie finden will!

19. Dezember

Es gibt Tage, da fühlt man ohne ersichtlichen persönlichen Grund eine Traurigkeit. 
Mit dem linken Fuß aufgestanden? Geht der Föhn? Nicht gut geschlafen? … Was auch immer. Vielleicht ist heute mein Urfrauentag?
Urfrauentag: Heute sollte ich mich lieber zurückziehen und niemandem begegnen, nicht einmal mir selbst.
Das Gute am Urfrauentag: Man muss nur durch, er geht vorbei und mit ihm die gedrückte Stimmung.

Anders ist es mit der Traurigkeit, die uns befällt, wenn man sich den Weltnachrichten stellt: Ein LKW rast in einen Weihnachtsmarkt, ein Buskonvoi mit endlich aus der Hölle von Aleppo Geretteten wird niedergebombt, im Jemen verhungern die Kinder… Diese Tatsachen gehen nicht einfach vorbei, da MUSS man traurig werden über so viel Unmenschlichkeit. 

Was ich mitnehme: Trotz allem – oder erst recht wegen allem – heißt es den Kopf heben, den Blick auf die Realitäten werfen, tief durchatmen, denken, handeln, leben – und niemals den Stern der Hoffnung aus den Händen legen!

20. Dezember

„Ich fröh mich!“, konnte ich heute lesen. Die Rechtschreibung ist wirklich ein Hindernis-Parkour! Doch gerade durch jene, die dieser „Kunst“ noch nicht so kundig sind, erlebe ich oft die kreativsten Wortschöpfungen. Da liegt es nahe, dass heute ein „literarischer“ Beitrag gefragt ist. 
„Ich fröh mich!“ – Fröhlich und Freude verknüpft, – ist das nicht gut gedacht? Ich spüre eine lachende Freude und denke mir, so ein Wort zu erfinden ist besser als jede noch so ausgeklügelte Erklärung.

Manchmal entdeckt man in wenigen Zeilen Wendungen, die überraschen. Ich finde, solche Texte zu schaffen, das ist literarische Kleinkunst. 
Mein Königinengel begrüßt mich, wenn ich das Haus betrete. Und mit dem bunten Engel steht zugleich mein Lieblingsspruch vor meinen Augen:
   Hinfallen
   aufstehen
   Krone richten
   weitergehen

Ach ja, dieser Sinnspruch ist auch nicht schlecht:
   Kennst du diesen Moment, wo plötzlich alles Sinn ergibt? 
   Ich auch nicht.

21. Dezember

In unseren Landen kommt das Christkind und beschenkt die kleinen und großen Kinder. Dieser Brauch ist schon beinahe 500 Jahre alt (von Martin Luther eingeführt). An und für sich ist das Christkind unsichtbar und so sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Manchmal kommt das Christkind aber auch in sichtbarer Gestalt, – wie bei der Bescherung der Kinder von Firmenangehörigen in unserer alteingesessenen Firma im Ort. Der Auftritt dieses Christkindes ist ebenfalls ein Brauch, – schon seit ca. 50 Jahren.

Kinder brauchen Rituale, immer wiederkehrende Gewissheiten, um zu gesunden, selbstbewussten Erwachsenen heranzuwachsen. Rituale und Bräuche verwurzeln uns, schenken Geborgenheit und die Gewissheit, dass man sich auf etwas verlassen kann. Kommt das Wort „Brauch“ von diesem „brauchen“?

Auch wenn dieses Christkind nichts mit dem Jesuskind in der Krippe zu tun hat, – es ist die Gestalt des Kindes, die uns ganz wichtig sein könnte. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“ – wer kennt ihn nicht, diesen Satz? Nein, gemeint ist nicht kindlich zu werden oder gar kindisch. Es geht wirklich um das „Wie die Kinder“.
Kinder haben noch die Gabe ganz im Augenblick zu leben. Es geht ihnen nicht darum, in die Vergangenheit zu blicken oder in Gedanken schon beim nächsten Schritt in der Zukunft zu sein. Kinder erfassen den Augenblick, sie halten das in Händen, was wirklich zählt: die Gegenwart, das Jetzt. Und nur hier ist Leben. Nur im Moment findet es statt.

Mein Engel hält die Gegenwart in Händen und zeigt sein großes Herz. Braucht es mehr?

22. Dezember

Die längste Nacht und der kürzeste Tag liegen hinter uns. Wir spüren in diesen Tagen zwar noch nicht, wie sich der Sonnenstand ändert, aber wir wissen darum. 
Alles ist einem Rhythmus unterworfen. Das vergessen wir nur viel zu oft.
„Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“, – in vielen Beispielen führte schon Kohelet vor ca. 2 400 Jahren an, dass wir nur „Windhauch“ sind.
Wir können unser Leben gestalten, einen begrenzten Zeitraum lang, letztendlich unterliegt es jedoch den Gesetzen der Natur, den Zufällen, dem Schicksal, dem Karma, wie immer man die Unausweichlichkeit bezeichnen möchte.
Zusätzlich zu diesem Weltwissen bekommen wir jedoch in diesen dunkelsten Tagen und längsten Nächten eine Seelenbotschaft, die uns wie der wachsende Tag Licht, Leben, Hoffnung, Zukunft verspricht. Sie ist ein Gegengewicht: Es gibt immer auch den Anfang, die neue Sicht, das neue Leben, das Ankommen, das ganz Andere… Diese Botschaft könnte nicht besser ausgedrückt werden  als mit der Geburt eines Menschenkindes in dunkler Nacht unter einem besonderen Stern. 

Was ich mitnehme: Unsere eigentliche Aufgabe ist es wohl, die beiden Sichtweisen in uns zu verbinden: Das Schicksal annehmen, die Aufgaben erfüllen, die Hoffnung nie verlieren, an den Anfang glauben, wie auch immer er aussieht…
Ob wir dann gelassener und zufriedener wären?  

23. Dezember

Warten: Kinder können es kaum mehr erwarten. Dieses sehnsüchtige Warten fördert die Vorfreude und beschenkt dann mit Erfüllung. Auf etwas zu warten ist zutiefst menschlich, wir leben in der Zeit. 
Weihnachten ist wirklich das schönste Fest. 
Maria erwartet ihr erstes Kind, sie war freudiger Erwartung, sie war guter Hoffnung. All dies drückt aus, wie wichtig die Zeit vor einem großen Ereignis ist. Man bereitet sich vor, – im praktischen Leben, aber auch innerlich. 
Warten bedeutet aber auch hüten, hegen und pflegen. Das Wort ist nur mehr in Verbindung in Gebrauch (Sportwart, Schulwart, Wärter…), Goethe schrieb noch: … Meine Töchter sollen dich warten schön…“ (Erlkönig).
Für mich bedeutet dies: Etwas, das ich ersehne, auf das ich warte, vielleicht immer wieder, das bedeutet mir sehr viel, das liebe ich und ich werde dafür auch Sorge tragen. Und noch mehr gilt dies, wenn ich auf jemanden in diesem Sinne warte…

Warten…

24. Dezember

Heiliger Abend
Heilige Familie

Auf unserem Christbaum hängen wunderschöne duftige „Engelen“, die das Licht einfangen. Heute denke ich, wenn ich das Bild sehe, unser Leben hängt immer an einem seidenen Faden…
Jetzt, wo ich den letzten Adventkalendertag schreibe, ist schon der 25. Dezember. Gestern Abend verließ mein Vater im Kreis seiner ganzen Familie diese Welt. Am Abend der Heiligen Familie, es hätte nicht schöner sein können. 

Womit ich meinen Adventkalender abschließen möchte: Die Zeit vergeht nicht im Flug. Nein, die Zeit vergeht nicht, sie entsteht. Sie wächst überall dort, wo man sie teilt. (Aus der Weihnachtsgeschichte: „Drei merkwürdige Gäste und ein guter Stern“)
Allen meinen Lesern frohe, besinnliche Tage voller Liebe und Miteinander, denn Zeit – und die Liebe – wachsen überall dort, wo man sie teilt.